Nastja und Stas – Unvergessen!

Am dritten Jahrestag der Ermordung der Journalistin und Antifaschistin Anastasija Baburova sowie des Menschenrechtsanwalts Stanislav Markelov gingen in mindestens 20 Städten Menschen auf die Straße, um an die beiden zu erinnern und gegen Nazi-Terror zu demonstrieren. Neben der traditionellen antifaschistischen Demonstration in Moskau, an der sich über 1.000 Menschen beteiligten, gab es weitere Aktionen in russischen Großstädten, in der Ukraine, in Frankreich, Deutschland und in Bosnien-Herzegowina. Das Solidarität mit engagierten Antifaschist_innen in Russland weiter mehr als notwendig ist, beweisen organisierte Übergriffe von Nazis auf Teilnehmer_innen der Gedenkveranstaltungen Moskau, St. Petersburg, Voronezh und Sevastopol. Im folgenden wollen wir einen Überblick über die europaweiten Aktionen geben.

Moskau

Die größte Veranstaltung zum dritten Jahrestag der Ermordung von Anastasija Baburova und Stanislav Markelov fand in Moskau statt (Fotos und Video). Dem Aufruf des Komitee 19. Januar folgten mindestens 1.000 Menschen. Es nahmen Menschen aus ganz verschiedenen Spektren teil. Unter ihnen waren genauso einfache Bürger_innen und eher apolitische Menschen, wie Journalist_innen, Künstler_innen, Menschenrechtler_innen, Antifaschist_innen, Anarchist_innen und anderen emanzipatorischen Aktivist_innen.

Trotz der Kälte kamen sehr viele Menschen. Die jungen skandierten antifaschistische Parolen und liefen gemeinsam mit den älteren zusammen in Ketten. Neben Transparenten wurden Portraits der Ermordeten gezeigt. Parteisymbolik war nicht erlaubt und wurde auch nicht mit sich geführt. Die Redner_innen, wie der Antifaschist Dmitrij Gordov, der Menschenrechtler Aleksandr Cherkasov, die Migrantin und Journalistin Aida Kacymalaeva und andere wiesen in ihren Erklärungen explizit darauf hin, daß es mit Nationalist_innen, egal wie „gemäßigt“ sie sich auch geben würden, keine Zusammenarbeite geben darf. Dies bezieht sich auf die zunehmende Instrumentalisierung der Proteste gegen die Wahlfälschungen durch vermeintlich harmlose Patriot_innen, nationalistische Blogger_innen, wie Navalny, und offene Nazis.

St. Petersburg

In Petersburg erinnerten mehrere Hundert Menschen an die Ermordung von Anastasija Baburova und Stanislav Markelov. Trotz des Verbotes einer antifaschistischen Demonstration versammelten sich am Ort der geplanten Auftaktkundgebung 200 Aktivist_innen, die gemeinsam und mit Begleitung der Sicherheitskräfte zum genehmigten Versammlungsort auf der Sacharovplatz geleitet wurden. Dort führten die Teilnehmer_innen eine Schweigeminute in Erinnerung an die Opfer von Nazi-Gewalt durch. Wer wollte, konnte vor Ort, verstärkt durch improvisierte „Flüstertüten“ aus Papier, ein paar Worte sagen oder Gedichte rezitieren. Gleichzeitig wurden Bilder ermordeter Antifaschist_innen und die bekannten Plakate der Ausstellung „Kunst gegen Faschismus“ gezeigt, die in in diesem und im vergangenen Jahr in der Moskauer Metro zu sehen waren.

Später blockierten Antifaschist_innen und Anarchist_innen den berühmten Nevskij Prospekt im Zentrum der Stadt und zogen ihn in einer kämpferischen Demonstration entlang. Circa 40 Aktivist_innen entrollten Transparente, zündeten Pyrotechnik und skandierten folgende Parolen: „Kein Vergessen, kein Vergeben“ (Ne zabudem, ne prostim), „Faschisten töten, die Herrschenden decken sie“ (Fashisty ubivajut, vlasti pokrivajut), „Die Welt ist bunt, nicht braun“ (Mir cvetnoj, a ne korichnevyj). Die Sicherheitskräfte konnten, trotz der massiven Präsenz, diese Aktion nicht verhindern und die Demonstration konnte ohne Festnahmen beendet werden.

In Russland

In Brijansk versammelten versammelten sich am Abend des 19. Januar am Ewigen Feuer in der Stadtmitte Antifaschist_innen, Kommunist_innen und Anarchist_innen, um an die Opfer von Nazi-Gewalt zu erinnern. Sie legten Blumen nieder, entzündeten Kerzen und stellten Bilder der Ermordeten auf. Unter ihnen waren ganz verschiedene Menschen, verschiedener Generationen und Nationalitäten, die in der Vergangenheit gegen Nazis und Faschist_innen gekämpft hatten.

In Ekaterinenburg, im Ural, trafen sich circa ein Dutzend Antifaschist_innen und bürgerliche Aktivist_innen zu einer kleinen Kundgebung. Sie erinnerten an ihre vor drei Jahren von Nazis getöteten Freunde Stanislav Markelov und Anastasija Baburova. Sie zeigten eine Banner mit der Aufschrift: „Stas und Nastja, wir setzen den Kampf fort“ (Stas i Nastja, my prodolzhim bor’bu).

In Irkutsk klebten örtliche Anarchist_innen und Antifaschist_innen in den Unterführungen der Stadt Plakate in Erinnerung an die Ermordung von Stas und Nastja. Diese riefen zur Solidarität und antifaschistischen Engagement auf. Die Aktivist_innen nutzen ein Zitat von Stas Markelov, das er bei seinem letzten Auftritt auf der Solidaritätskundgebung für den schwerverletzten Journalisten (Chefredakteur „Khimskaja Pravda“) und Anti-Korruptionsaktivisten Mikhail Beketov hielt. Darin forderte er die Anwesenden auf sich nicht auf Gott, den Zar oder das Gesetz zu verlassen, sondern selbst aktive Solidarität zu üben.

In Kirov, circa 900 Kilometer südlich von Moskau, führten Aktivist_innen eine unangemeldete Demonstration durch. Circa 100 Menschen verschiedenen Alters und aus unterschiedlichen Hintergründen formierten sich zu einem kompakten Block und zogen über den Lenin-Prospekt ins Zentrum der Stadt. Sie skandierten „Erinnern – heißt kämpfen“ (Pomnit‘ – znachit borot’sja), „Antischaismus ist keine Verbrechen“ (Antifashizm – ne pristuplenie), „Nein zu Nazi-Terror“ (Net nazistkomu terrou) und verteilten Flyer. Am Ewigen Feuer fand die Zwischenkundgebung statt. Die Aktivist_innen legten Blumen nieder und verstummten zu einer Schweigeminute. In einer kleinen Rede erklärte ein_e Teilnehmer_in, daß hinter den Aktivist_innen keine Partei oder viel Geld stecken würde. „Alles, was wir haben, ist die feste Schulter, desjenigen der bei uns steht. Nur durch unsere Freundschaft, Solidarität und gegenseitigen Hilfe können wir Nazi-Terror aufhalten! Achtet auf eure Nächsten“, sagte die_er Aktivist_in. Die Rede endete mit dem Aufruf zur Geschlossenheit im Kampf gegen Nazis.

In Nizhni Novgorod erinnerten mindestens 30 Menschen an Anastasija Baburova und Stanislav Markelov. Um 19:01 Uhr holten die Teilnehmer_innen Portraits der ermordeten hervor und entzündeten Kerzen. Sie verharrten schweigend, mit den Kerze in den Händen, ohne die Symbolik von Parteien für circa 15 Minuten in dieser stummen Erinnerung. Danach gingen die Teilnehmer_innen zum Ewigen Feuer, legten Blumen ab und versammelten sich erneut zu einer Schweigeminute. Die Sicherheitskräfte hielten sich, trotz der unangemeldeten Aktion zurück. Sie versuchten zwar bekannte Antifaschist_innen zu erkennen oder eine_n „Organisator_in“ zu ermitteln, beließen es aber, weil es friedlich blieb, bei der Beobachtung der Aktion.

In Perm nahmen ebenfalls mindestens 30 Menschen an einer Versammlung in Erinnerung an die Opfer von Nazi-Gewalt teil. Die Teilnehmer_innen entzündeten Kerzen, legten Blumen nieder und stellten Bilder der ermordeten Antifaschist_innen Anastasija Baburova, Stanislav Markelov, Jana Kuchera, Timur Kacharev, Ivan Khutorskoj, Fjodor Filatov, Konstantin Lunkin und Aleksandr Rjukhin auf. Diese Aktivist_innen wurden für ihre antifaschistischen und antirassistischen Überzeugungen gezielt getötet. Die Teilnehmer_innen zeigten das Transparent „Kein Rassismus – Keine Probleme“ (Net rasizma – net problem) und skandierten „Ewiges Gedenken an die Kämpfer für die Freiheit“ (Vechnaja pamjat‘ borcam za svobodu), „Kein Vergessen! Kein Vergeben“ (Ne zabudem! Ne prostim!) und „Stoppt Faschismus“ (Fashizm ne projdjet).

Am 19. Januar fand in Cherepovec sowohl eine Gedenkkundgebung als auch eine Demonstration statt. Aktivist_innen aus der Stadt und aus Vologordskij legten zunächst Blumen am Obelisk „Shtyki“ nieder und entzündeten Kerzen vor den Portraits von Anastasija Baburova und Markelov. Danach zog eine antifaschistische Demonstration, an der sich circa 30 Menschen beteiligten, durch das Zentrum der Stadt. Die Teilnehmer_innen trugen Portraits der Ermordeten, führten Transparente mit den Aufschriften „Gemeinsam gegen Faschismus“ (Vmeste protiv Fashizma) und „Freiheit. Gleichheit. Solidarität“ (Svobada. Ravenstvo. Solidarnost‘) mit sich und verteilten Flyer an die Passant_innen. Außerdem skandierten sie unter anderem „Erinnerung. Protest. Solidarität“ (Pamjat‘. Protest. Solidarnost‘) und „Kein Vergessen! Kein Vergeben!“ (Ne zabudem! Ne prostim!). Vorbeifahrende und Passanten solidarisierten sich mit den Aktivist_innen.

In Jaroslavl‘ führten Antifaschist_innen und Sozialist_innen am 19. Januar ebenfalls ihre traditionelle Aktion in Erinnerung an die von Nazis ermordeten die Journalistin der „Novaja Gazeta“ Anastasija Baburova und den Anwalt Stanislav Markelov durch. Die Teilnehmer_innen sind sich sicher, daß es weiterhin wichtig ist gegen Nazismus und Xenophobie in Russland auf der Straße Stellung zu beziehen. Obwohl die Mörder bestraft sind, werden sie weiterhin an ihre ermordeten Freunde und die anderen Opfer von Nazi-Gewalt erinnern. Außerdem wollten die Aktivist_innen darauf hinweisen, wer sich bei den aktuellen Protesten hinter dem Rücken der „respektierten“ Nationalist_innen versteckt. An der Demonstration im Zentrum der Stadt beteiligten sich mindestens 30 Menschen. Sie entrollten Transparente, entzündeten Bengalos und skandierten Parolen. Hinzuzufügen ist, daß dies nicht einzige Aktion in der Stadt war. Im Morgen wurden an zentralen Orten der Stadt Transparente hinterlassen, die zur Demonstration mobilisierten.

In der Republik Bashkortostan fanden Aktionen in der Hauptstadt Ufa und in Oktjabr’skij statt. In Ufa trafen sich Aktivist_innen der Bewegung „Autonome Aktion“ zu sogenannten „einzelnen Versammlungen“, stellten Portraits der Ermordeten auf, legten Blumen, entzündeten Kerzen und sagten ein paar Worte in Erinnerung an Anastasija Baburova und Stanislav Markelov. Die Aktion endete mit einer Schweigeminute. In Oktjabr’skij erinnerten antirassistische Fußballfans des Klub „Devon“ an Stas und Nastja.

In Omsk zog, nachdem Aktivist_innen am Ewigen Feuer Bilder ermordeter Antifaschist_innen aufgestellt hatten, eine unangemeldete Demonstration durch die Stadt. In Orel hinterließen Aktivist_innen Portraits von Nastja und Stas sowie Kerzen am „Mahnmal für die Opfer des Faschismus“. In Murmansk erinnerten mindestens ein Dutzend junge Aktivist_innen mit sogenannten „einzelnen Versammlungen“ (das bedeutet, das Einzelne Menschen, in einer Mindestentfernung von 30 Metern selbstständig protestieren) an die beiden Ermordeten. Sie stellten sich auf den zentralen Platz der Fünf Ecken (Ploshhad‘ Pjat‘ Uglov) und hielten Portraits von Nastja und Stas in den Händen. In Sochi machten Aktivist_innen durch Aufkleber der russischen Antifa-Bewegung und des Komitee 19. Januar auf die Ermordung von Nastja und Stas aufmerksam. Weitere Aktionen gab es in Glazove, Cheljabinsk, Kamensk-Ural’skij, Tjumen und in der belorussischen Hauptstadt Minsk

In der Ukraine

In Kiev, der Hauptstadt der Ukraine, fand ebenfalls eine Aktion statt. Dort trafen sich mindesten 200 Menschen zu einer lauten und kämpferischen Demonstration durch das Stadtzentrum. Die Sicherheitsorgane versuchten, so beschreibt der ukrainische Blogger shiitman, die Aktion massiv zu behindern. Teilnehmer_innen wurden früh aufgehalten und ihnen Smart-Phones abgenommen. Später provozierte der Nazi und Offizier Vladimir „Berkut“ Aleksandrov Auseinandersetzungen. Es kam zu Rangeleien und Übergriffen der Milizionäre. Ansagen oder Vorwarnungen für diese gewaltsamen Maßnahmen gab es nicht. Andere Rechtfertigungen sind ebenfalls nicht ersichtlich. Schließlich war es eine genehmigte Demonstration. Trotz der Übergriffe konnte die Demonstration erfolgreich durchgeführt werden.

In Kharkov, im Osten der Ukraine, fand eine antifaschistische Kundgebung statt, an der sich Anarchist_innen, Antifaschist_innen, Aktivist_innen der libertärkommunistischen Bewegung „Autonome Aktion“ und Mitglieder_innen unabhängiger studentischer Organisationen beteiligten. Die Versammlung begann auf dem zentralen Platz der Stadt, gegenüber dem Gebäude der städtischen Verwaltung. Die Sicherheitsbehörden versuchten permanent die Aktion zu behindern. Trotz der Repression zogen die Aktivist_innen zur Botschaft der Russischen Föderation und setzten die Kundgebung dort fort. Die Aktion wurde nach versuchten Nazi-Übergriffen mit einer Schweigeminute beendet.

In Sumy, einer Stadt im Nordosten der Ukraine, erinnerten Anarchist_innen an die ermordeten Antifaschist_innen Anastasija Baburova und Stanislav Markelov. Die Aktion wurde an drei verschiedenen Orten durchgeführt. Am Denkmal für den sowjetischen Helden Kozheduba wurden Flyer verteilt. Darin heißt es, daß der Kampf gegen den Faschismus zunächst mit dem Kampf gegen den Kapitalismus beginnt. Danach zogen sie durch das Zentrum der Stadt. Am Denkmal zur Befreiung vom Hitlerfaschismus erinnerten die Teilnehmer_innen mit einer „Mini-Kundgebung“ in Reden an die ermordeten Antifaschist_innen und betonten die Notwendigkeit der solidarischen Vernetzung anarchistischer Organisationen. Außerdem wurden im Andenken an Nastja und Stas Kerzen entzündet.

In Krivoj Rog, im Süden der Ukraine, versammelten sich ebenfalls Antifaschist_innen am Mahnmal für die Toten des II. Weltkrieg, um an Baburova und Markelov zu erinnern. In Sevastapol, dem Geburtsort von Nastja, wurde unter Anwesenheit der Eltern der Ermordeten der Film „Liebt mich, bitte“ (Ljubite menja, pozhaluista) gezeigt.

Europaweit

Gedenk- und Solidaritätsveranstaltungen gab es, neben den zwei Kundgebungen in Deutschland, auch in weiteren europäischen Städten. So erinnerten in Paris und Brüssel Aktivist_innen an Anastasija Baburova und Stanislav Markelov. In Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina, versammelten sich circa 20 junge Menschen, um Nastja und Stas zu gedenken sowie gegen Nazi-Terror zu demonstrieren.

In Deutschland führte die Gruppe 19. Januar mehrere Veranstaltungen im Rahmen der Reihe „Erinnern“ durch. In Zusammenarbeit mit der Rosa Luxemburg Stiftung wurde im Spartacus in Potsdam am 16.1. und im Filmtheater Moviemento in Berlin die deutsche Version der Dokumentation über das Leben und den Tod von Nastja „Liebt mich, bitte“ von Valerij Balajan gezeigt. Es kamen jeweils mindestens 50 Menschen, die in Diskussionen im Anschluß an die Filmvorführung mit Gästen aus Russland und dem Regisseur diskutieren konnten. Außerdem fand am dritten Jahrestag eine sehr gut besuchte Info-Veranstaltung zum Thema Nationalismus in Russland im Berliner Büro der Naturfreundejugend statt.

Aber auch auf der Straße wurde in Deutschland an Nastja und Stas erinnert. Zu einer Kundgebung in Berlin kamen mindestens 30 Menschen. Freunde der Ermordeten bedankten sich für die entgegengebrachte Solidarität und das Engagement. Die Teilnehmer_innen hatten Banner bei sich, stellten Portraits der beiden engagierten Menschen auf und entzündeten Kerzen. In Dresden erinnerten im Übrigen ebenfalls Menschen an die Ermordung von Anastasija Baburova und Stanislav Markelov. Ebenfalls circa 30 Aktivist_innen gedachten mit einem Transparent an die beiden und verteilten in einer Stunde mindestens 200 Flyer.

Übergriffe auf Aktivist_innen

In Moskau kam es zu mehreren Angriffen auf an- und abreisende Antifaschist_innen. Nazis überfielen sowohl vor als auch nach der Demonstration in größeren Gruppen Menschen. So wurde ein junges Mädchen in der Metrostation „Arbatskaja“ mit einem Schlagring attackiert und im Gesicht verletzt. Unweit der Station „Pushkinskaja“ wurde ein Antifaschist von sechs Nazis im Waggon angegriffen. Auch nach der Demonstration gab es Übergriffe. Hierzu ist allerdings nichts konkretes bekannt.

Auch in St. Petersburg wurden abreisende Antifaschist_innen in der Metrostation „Majakovskaja“ von circa 20 Nazis angegriffen. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen. Die Nazis sollen hierbei Schreckschußpistolen genutzt haben. Eine Person wurde offenbar am Bein verletzt. Von anderen Verletzungen ist nichts bekannt.

In Voronesh fand am Abend des 19. Januar eine antifaschistische Demonstration statt. Vor der Demonstration kam es zu Übergriffen von Nazis auf Teilnehmer_innen der Gedenkaktion. Drei Antifaschist_innen wurden von hinten überfallen, zu Boden gestoßen und zusammengetreten. Außerdem wurden die Angegriffenen mit Reizgas besprüht. Glücklicherweise sind die Aktivist_innen nicht schwer verletzt worden.

In Sevastopol, dem Geburtsort von Nastja, kam es nach der Filmvorführung der Dokumentation „Liebt mich, bitte“ (Ljubite menja, pozhaluista) gleich zu zwei Übergriffen von Nazis auf vier Antifaschist_innen. Sie wurden zunächst in Sevastopol von mindestens 10 Nazis angegriffen, als sie in die Bahn stiegen. Die Attacke konnte allerdings, ohne das es zu schweren Verletzungen kam, zurückgeschlagen werden. Bei der Ankunft in Simferopol kam es erneut zu einem Angriffsversuch von circa 30 örtlichen Nationalist_innen auf die Antifaschist_innen. Diesmal mußten die Attackierten Schutz in der Bahn suchen und sich mit Reizgas verteidigen. Die Miliz kam schnell und ermöglichte eine sichere Weiterreise der Antifaschist_innen. Ob es Festnahmen der Nazis gab, ist bislang unbekannt.

In Nizhni Novgorod gab es ebenfalls einen Übergriff. Zum einen wurde zwei Menschen von der Polizei brutal attackiert. Die Antifaschist_innen hatten am Ewigen Feuer nach Abschluß der oben beschriebenen Aktion Blumen und Portraits von Stas und Nastja abgelegt, wurden in einem Auto auf dem Heimweg verfolgt, ordinär beschimpft und angegriffen. Erst nach einiger Zeit gabe sich die Beamt_innen zu erkennen. Daraufhin wurden die beiden wie Schwerverbrecher_innen ans Auto gestellt, durchsucht und mit Handschellen gefesselt. Eine Person wurde offenbar in Zusammenhang mit den Vorgängen um die Stadtverwaltung in Khimki festgenommen, die zweite konnte gehen. Im Nachgang stellte sich heraus, daß das örtliche Departement gegen „Extremismus“ für die Aktion verantwortlich zeichnet. Der Festgenommene ist zwischenzeitlich wieder entlassen worden.

Im ukrainischen Kharkov versuchten Nazis ebenfalls die antifaschistische Kundgebung vor der russischen Botschaft zu stören. Die Polizei verhinderte allerdings ernsthaft Auseinandersetzungen obwohl sie zu die antifaschistische Aktion selbst, wie oben beschrieben, selbst ständig störten.

Gemeinsam gegen Faschismus

Die Aktionen in Erinnerung an Anastasija Baburova und Stanislav Markelov sowie gegen Nazi-Terror haben an Intensität und Zulauf nicht verloren. Trotz der Verurteilung der Täter_innen Nikitia Tichonov und Evgenija Khasis ist xenophobe Gewalt immer noch ein Thema. Nationalist_innen töten weiterhin Migrant_innen, Menschen mit der vermeintlich „falschen“ Hautfarbe oder emanzipatorische Aktivist_innen. Außerdem drängen nationalistische Akteure, die noch vor kurzem durch menschenfeindliche und haßerfüllte Propaganda aufgefallen sind, in die Organisationskomitees zu den Protesten gegen die Wahlfälschungen und gegen Putins präsidiale „Demokratie“.

Das es auch in diesem Jahr neben den Aktionen in Russland und der Ukraine wieder internationale Gedenk- und Solidaritätsversammlungen gab, ist ein großer Erfolg. In Deutschland gab es mindestens drei Soli-Aktionen mit zusammen mehreren Dutzend Teilnehmer_innen. Die Veranstaltungsreihe „Erinnern“ der Gruppe 19. Januar in Potsdam und Berlin, die zusammen mit der Rosa Luxemburg Stiftung organisiert sowie der Naturfreundejugend Berlin durchgeführt wurde, konnte hierbei ein solidarisches Zeichen mit den Aktivist_innen in Russland und gegen Nationalismus setzen.

Der Kampf gegen jegliche Form der Ausgrenzung ist längst nicht vorbei. Wie schon Stas sagte, wir können uns nur selbst helfen. Kein Gott, keine Herrschenden, kein Gesetz wird uns helfen!

KEIN VERGESSEN! KEIN VERGEBEN!

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