Der 19. Januar

Am 19. Januar 2009 wurden der bekannte Menschenrechtsanwalt Stanislav Markelov und die antifaschistische Journalistin Anastasija Baburova auf offener Straßen, mitten im Zentrum von Moskau, am helllichten Tag ermordet. Ihre Mörder waren der militante Nationalist und Mitglied einer terroristischen Nazi-Zelle Nikita Tichonov sowie seine Ehefrau Evgenija Khasis.

Die Ermordung von Markelov und Baburova sorgte innerhalb von Russland für große Aufmerksamkeit, da mit Markelov ein seit Jahren engagierter und respektierter Menschenrechtler und Anwalt sowie mit Anastasija Baburova seine junge Begleiterin, eine nicht minder aktive Journalistin und bekannte Antifaschist_in getötet wurden. Aber auch weltweit solidarisierten sich russische Migrant_innen-Organisationen, Menschrechtler_innen, Journalist_innen und ihre Verbände sowie Antifaschist_innen mit den beiden Getöteten und forderten eine rasche Aufklärung des Mordes.

In Moskau selbst gab es mehrere Demonstrationen im Verlauf der nächsten Tage. Am folgenden Tag zogen circa 300 Antifaschist_innen laut und wütend durch die statt. Sie verwiesen darauf, daß mit Markelov und Baburova erneut engagierte Aktivist_innen ermordet wurden und der Staat nix dagegen tun würde. Auch auf der Kundgebung in Erinnerung an die beiden am 2. Februar 2009 erinnerten die Redner_innen daran, daß die Zahl der getöteten Menschenrechtler_innen und Journalist_innen unaufhörlich steigt.

Mehr zum Mord und den anschließenden Protesten gibt es hier.

Ein Jahr nach dem Mord, im Januar 2010, bildete sich ein sehr breites Bündnis von Antifaschist_innen, Anarchist_innen, Menschenrechtler_innen, engagierten Journalist_innen und anderen emanzipatischen Menschen, um am 19. Januar gemeinsam an die Ermordung von Markelov und Baburova zu erinnern. Außerdem legte das zu diesem Zweck gegründete Komitee 19. Januar in seinem Manifest dar, daß der Tod der beiden und die Erinnerung an sie verbunden werden muß mit dem Kampf gegen faschistische und nationalistische Gewalt in Russland. Die Gesellschaft soll gegen Fremdenfeindlichkeit und nationalistische Ausgrenzung sensibiliert werden.

Aus diesem Grund gingen am 19. Januar 2010 und ein Jahr später 2011 bis zu 1.200 Menschen auf die Straße. Sie setzen trotz massiver Repression durch die Sicherheitsbeamt_innen ein mutiges Zeichen gegen Nazi-Gewalt. Russland- und europaweit erinnerten ebenfalls Aktivist_innen mit Kundgebungen, Kulturveranstaltungen oder Filmvorführungen an den Tod von Stanislav Markelov und Anastasija Baburova sowie die Gewalt militanter Nationalist_innen in Russland.

Mehr über die jährlichen Proteste am 19. Januar ist hier zu finden.

Im nächsten Jahr wollen wir, die Gruppe 19. Januar Berlin in Zusammenarbeit mit dem Referat Neonazismus und Strukturen / Ideologien der Ungleichwertigkeit sowie der Abteilung Osteuropa der Rosa Luxemburg Stiftung, ebenfalls im Januar an die Ermordung der beiden und auf die Situation emanzipatorischer Aktivist_innen in Russland aufmerksam machen. Außerdem wollen wir über nationalistische Strukturen in Russland informieren.

Der Aufruf der Gruppe 19. Januar Berlin ist hier zu finden.