19. Januar in Moskau – über 1000 Menschen bei antifaschistischen Kundgebungen

Solianka, 20. Januar 2010. Am 19. Januar beteiligten sich trotz 20 Grad Frost und dem Versuch der Behörden, eine Demonstration zu verbieten, über 1000 Menschen an der Gedenkveranstaltung für Stas Markelov und Anastasia Baburova, die damit zu einer der größten Demonstrationen des linken Spektrums der letzten Jahre wurde. Aufgerufen hatte das „Komittee 19. Januar“, ein Zusammenschluss verschiedener Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen. Die Veranstaltung verstand sich als Manifestation gegen den anhaltenden Nazi-Terror. Mitglieder des Komitees bewerteten die Veranstaltung als großen Erfolg. 

Am Anfang und Ende der Aktion kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, die die TeilnehmerInnen daran hinderte, mit Transparenten auf der Strasse zu marschieren, und bei der Abschlusskundgebung den bereitstehenden Lauti mit Filmleinwand nicht auf den Platz liess, und ein Megafon zur Verlesung der Redebeiträge mit Gewalt konfiszierte. Mehrere Dutzend TeilnehmerInnen wurden festgenommen, jedoch alle noch am Abend wieder freigelassen.

Im Vorfeld hatten die Moskauer Behörden eine Demonstration aufgrund angeblicher Formfehler verboten, Erst nach Intervention des Menschenrechtsbeauftragten Vladimir Lukin gelang es, eine Genehmigung für zwei Kundgebungen – am Anfang und Ende der geplanten Demoroute zu erhalten, die Demo selbst erlangte keine Genehmigung.Die Kundgebungen wurden auf 300 TeilnehmerInnen begrenzt. Dem Anmelder der Veranstaltung, Lew Ponomaryev droht jetzt eine Anzeige wegen „Überschreitens der erlaubten Teilnehmerzahl“.

Die große Menge der Teilnehmenden erklärt sich aus verschiedenen Faktoren – der Bekanntheit der beiden Ermordeten, der zunehmenden Empörung über faschistische Morde und Angriffe und die im besten Fall heuchlerische Haltung des russischen Staates gegenüber dieser Gefahr, aber auch der breiten Mobilisierung im Vorfeld, bei der nicht die politischen Identitäten der einzelnen aufrufenden Gruppen, sondern das gemeinsame Anliegen im Vordergrund stand. Über 80 Persönlichkeiten aus dem Kulturleben hatten im Vorfeld in Kommentaren auf der Seite des Komitees ihre Besorgnis und ihren Widerstand gegen Xenophobie und Faschismus ausgedrückt.

Fotos auf Indymedia Russland und bei Andrei Blishunov

Video von der Kundgebung (russisch)

Auch in anderen russischen Städten gab es Proteste, u.a. hier (links zu Berichten bei Indymedia.ru, auf russisch):

Murmansk, Novosibirsk, Irkutsk, Petrozavodsk, Ekaterinburg, Samara, St. Petersburg, Chabarovsk, Chelyabinsk, Kasan, Chabarovsk, Sotschi, Brjansk, Izhevsk

Ausserdem fanden Aktionen auch in anderen Ländern statt, u.a. hier: Minsk, Poland, Paris, Helsinki, Kiev, Simferopol (Krim, Ukraine).

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