aka, indymedia, 19. Januar 2010. Am heutigen Tag veröffentlichte die Zeitung „Kommersant“ Mitschnitte zur Ermordung von Markelov und Baburova, deren Inhalt die beiden festgenommenen Tichonov und Chasis schwer belasten. Die beiden sollen Ende 2008 mit anderen unbekannten Nazis eine Gruppe gebildet haben, welche die Ermordung von Markelov organisieren sollte. Hierbei soll von Beginn an daran gedacht worden sein, den Verdacht auf den Offizier Budanov, gegen den Markelov wegen Verbrechen in Chechnja ermittelte und prozessierte, gelenkt werden. Schlußendlich waren es Chasis, die Markelov überwachte und ausspähte, und Tichonov, der ihn erschoß.
Unabhängig von den neuen Veröffentlichungen, die den Mord in Zusammenhang mit terroristischen Nazizellen und militanten Nazis bringen, fanden landesweit in mehr als einem Dutzend Städten Veranstaltungen in Erinnerung an Markelov und Baburova statt. In St. Petersburg erinnerten Menschenrechtler_innen in einer Pressekonferenz zu Ehren der beiden an den Anstieg des Nazismus und Faschismus in Russland und verlasen eine gemeinsame Erklärung. Während einer nichtgenehmigten Kundgebung in Erinnerung an die Opfer von Nazigewalt wurden mindestens 4 Aktivist_innen verhaftet.
In Moskau fanden zwei Kundgebungen statt an denen sich ein breites Spektrum von Antifaschist_innen, Anarchist_innen, Politiker_innen und Menschenrechtler_innen beteiligte. Auf dem Petroskij Boulevard versammelten sich ca. 700 Menschen hinter einem Banner mit der Aufschrift „Seit vielen Jahren sterben hunderte Menschen durch Naziterror. Erinnern heißt kämpfen“. Neben dem Transparent hielten Aktivist_innen Portraits von Opfern von Nazigewalt. Die Sicherheitskräfte hielten sich bei der Kundgebung zurück. Allerdings wurden ca. 30 Aktivist_innen auf dem Weg zur Veranstaltung von paramilitärischen OMON-Beamt_innen festgehalten. Bei der zweiten Kundgebung auf dem Chistoprudnom Boulevard versammelten sich mindestens 1.000 Menschen. Wieder wurden die Portraits der Opfer und das Banner gezeigt. Nach der Rede des „Komitees 19. Januar“ wurde die Veranstaltung ohne Angabe von Gründen durch Sicherheitskräfte aufgelöst. Es kam zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Circa 50 Menschen wurden festgenommen und nach Aufnahme der Personalien wieder freigelassen.
In Cheljabinsk, im Süden des Ural fanden zwei Veranstaltungen in Erinnerung an die Ermordung von Markelov und Baburova statt. Zu einer Kundgebung versammelten sich ca. 60 Menschen. Die Polizei störten sich an den Aufschriften der Schilder und zwang die Anwesenden die Portraits der anderen ermordeten „Antifaschist_innen“ – außer Markelov und Baburova – zu entfernen. Schon am 17. Januar fand eine Kundgebung unter dem Motto „Es reicht des Bluts auf unseren Straßen“ statt zu der ca. 50 Menschen kamen. Die Sicherheitskräfte beschlagnahmten zunächst die Portraits ermordeter Antifaschist_innen, rückte sie aber nach Rücksprache mit den Veranstalter_innen wieder raus. In Ekaterinenburg, ebenfalls auf der östlichen Seite des Ural, versammelten sich mindestens 30 Antifaschist_innen und anderer emanzipatorischer Gruppen zu einer Demonstration durch die Stadt unter dem Motto „Wir sind gegen Faschismus“. Die Teilnehmer_innen trugen ebenfalls die Portraits ermordeter Antifaschist_innen und anderer Opfer von Nazigewalt, entzündeten Pyros, skandierten Parolen sowie verteilten Flyer des „Komitee 19. Januar“. Sicherheitskräfte versuchten mindestens drei Menschen festzunehmen. Außerdem fand in Ekaterinenburg eine Kundgebung statt, die vom örtlichen „Memorial“-Verband organisiert wurde.
In Petrosavodsk (Karelien) versammelten sich ca. 60 Menschen zu einer Gedenkkundgebung. Es wurden die Portraits der Ermordeten aufgestellt und Kerzen entzündet. Die Sicherheitskräfte intervenierten und es kam zu Rangeleien mit den Aktivist_innen. Danach fand eine (Spontan-) Demonstration durch das Zentrum statt, während der Flyer verteilt wurden. Im nordrussischen Murmansk fanden sich einige Aktivist_innen vor dem Schauspielhaus auf dem Lenin-Prospekt ein, stellten Kerzen sowie Portraits der Ermordeten auf. Außerdem wurden Flyer verteilt. In Kazan fand eine Foto- und Videoaustellung in Erinnerung an Markelov und Baburova statt. Im südlichen Chabarovsk trafen sich Antifaschist_innen am Denkmal des „Ewigen Feuer“ und stellten Fotos der Ermordeten auf. In Sotchi, auf der Krim, erinnerte eine Gruppe von Antifaschis_innen mit Blumen an die Ermordung und verteilten Flyer. In Izhewsk fanden am 17. und am 19. Januar Gedenkveranstaltungen statt. Am 17.1. verteilten Aktivist_innen von „Food not Bombs“ (Eda vmesto bomb) warmes Essen und verteilten Flyer. Am 19.1. versammelten sich Anarchokommunist_innen der Bewegung „Avtonomnoe Dvizhenije“ am „Ewigen Feuer“ zu einer Schweigeminute.
In Samara versammelten sich mindestens 20 Antifaschisti_innen im „Park des Sieges“ zu einer nichtangemeldeten Kundgebung mit einem Tranparent „Faschismus vergeht nicht“ (Faschism ne proidjet), entzündeten Pyros und riefen Parolen. In Saratow, an der Wolga trafen sich einige Antifaschist_innen in Erinnerung an die Ermordung. Außerdem trafen sich örtliche Journalist_innen zu einem „runden Tisch“ zum Jahrestag der Ermordung von Markelov und Baburova sowie verabschiedeten eine Solidaritätserklärung mit den Aktionen zum 19. Januar. In Kirow, ebenfalls an der Wolga, versammelten sich Antifaschist_innen zunächst am Denkmal für die Opfer politischer Repression und erinnerten mit Fotos, Kerzen und Blumen an Markelov und Baburova. Danach zogen sie zur Kundgebung. Dort enthüllten sie ein Transparent in Erinnerung an den ermordeten Antifaschisten Ivan Chutorskoj. Nach der Rede der Organisator_innen riefen diese zu einer antifaschistischen Demonstration am Abend auf. Bis jetzt ist unklar, wie die Sicherheitskräfte sich verhalten werden.
Ab 19 Uhr findet in Moskau die Zentrale Demonstration des „Komitee 19. Januar“ statt. Bleibt zu hoffen, daß auch dort zahlreiche Teilnehmer_innen einfinden und ein kämpferisches Zeichen gegen Nationalismus, Faschismus und Nazismus setzen können.
Naziterror stoppen! Überall!