Indymedia, 23. Januar 2009. Russisches Orginal bei Avtonom. Ein Nachruf von FreundInnen von Anastasia Baburova, u.a Menschen die mit ihr gemeinsam an der letzten Ausgabe der libertären Zeitschrift „avtonom“ zusammenarbeiteten. Unsere Freundin und Genossin wurde heute in Moskau umgebracht, von einem Auftragskiller in den Kopf geschossen.
Der Mörder war nicht hinter ihr her – er war hinter dem Rechtsanwalt Stanislav Markelov her – einem anderen guten Freund und Genossen von uns. Wir wissen nicht wer da war, um Stas zu töten – es könnte eine Vereinigung von Kriegsverbrechern sein, die er ins Gefängnis brachte, es könnte eine Verbindung zum organisierten Verbrechen geben. Es könnten Nazis gewesen sein, von denen ebenfalls viele durch Stas ins Gefängnis gebracht wurden. Die Liste der Erfolge von Stas ist so lang, daß es einige Tage dauern würde, sie für einen Nachruf zusammenzubringen, die Liste seiner Feinde ist sogar noch länger.
Aber wir wissen mit Sicherheit, Nastja hatte das Pech zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Der Killer schoß auch ihr in den Kopf, entweder um eine Zeugin auszuschalten oder um entkommen zu können – einige ZeugInnen haben angegeben, daß Nastja versuchte den Mörder festzuhalten. Stas starb am Tatort, Nastja starb wenige Stunden danach im Krankenhaus.
Nastja war eine Absolventin der jounrnalistischen Fakultät der Moskauer Universität. Sie arbeitete eine Weile für „Izvestiya“, verließ die Zeitung aber wieder und arbeitete als Freischaffende. Während der letzten paar Monate schrieb sie für die kritische Zeitung „Novaya Gazeta“, vor allem Artikel über die extreme Rechte.
Nastja war Anarchistin und war in verschiedene Projekte involviert. Sie beschäftigte sich mit Anti-Repressionsarbeit, wie z.B. Solidaritätsaktionen in Moskau für die staatlich verfolgten französischen Aktivisten Ivan und Bruno, und später im letzten Jahr war sie auch in die Solidaritätsarbeit für die Tarnac 9 (Nähere Infos zum Fall hier) involviert. Sie hatte, ebenfalls im letzten Jahr dabei geholfen, eine Schlafstätte von kaukasischen Flüchtlingen gegen die Übernahme durch die staatliche Gefängnisveraltung zu verteidigen und war dabei verhaftet worden. Sie nahm auch am Protestcamp der Rainbow Keepers in Sasovo und an einer Kampagne gegen Polizeibrutalität im Frühjahr 2008 teil. Im September 2008 reiste sie dann zum Europäischen Sozialforum in Malmö. Sie beteiligte sich an der Organisation eines Forums für alternative Medien bei einer Antikapitalismuskonferenz 2008. Sie half auch bei der Erstellung der letzten Ausgabe (Nr. 30) der libertären Zeitschrift „Avtonom“ mit.
Innerhalb der Bewegung kam Nastja mit Allen zurecht. Nastja war sportbegeistert, sie interessierte sich für Fallschirmspringen und war auch eine gut trainierte Kampfsportlerin. Sie ging nie unbewaffnet aus dem Haus, aber ihr Messer konnte gegen eine Pistole nichts ausrichten.
Nastja war eine offene, sympathische und außergewöhnlich geistreiche Person. Sie wird von ihren Eltern, FreundInnen und GenossInnen aus ganz Russland und der Ukraine sehr vermißt werden. Sie kam aus Sevastopol und wird wahrscheinlich auch dort beerdigt.
Sie hatte einen eigenen Blog.