Am 24. November diesen Jahres wurde, wie Radio Svaboda berichtet, in Moskau dem Vergewaltiger und Mörder Oberst Jurij Budanov ein Denkmal gesetzt. Er wurde im Jahr 2003 verurteilt und im Januar 2009 vorzeitig aus der Haft entlassen. Am 10. Juni 2011 erschossen Unbekannte Budanov auf offener Straße. An der Stelle, wo Budanov starb, wurde nun ein zynisches Denkmal für den Kriegsverbrecher aufgestellt, das an sein „Engagement für die Heimat“ – sprich seine Kriegsverbrechen im Südkaukasus – und die Ermordung erinnert. Heute forderte in Grosny der Beauftragte für Menschenrechte der chechenischen Republik Nurdi Nukhazhiev laut Interfax die Entfernung des Mahnmals.
Die städtischen Behörden behaupten, daß sie von der Aufstellung des Denkmals für Budanov nix mitbekommen hätten. Diese Aussage ist aber unglaubwürdig. Schließlich berichteten sehr viele russischen Tageszeitungen über das Mahnmal für Budanov und die Hintergründe der Aufstellung. In der Komsomol’skaja Pravda zum Beispiel äußert sich Valerij Budanov, der Sohn des Oberst und Mitglied der LDPR. Er stellt klar, daß er die Idee für das Denkmal hatte. Freunde sorgten für die Finanzierung und haben es schließlich am Geburtstag seines Vaters aufgestellt. Die LDPR soll, wie aufgrund des Besuchs des nationalistischen Vulgärpopulisten Vladimir Zhirinovskij am Denkmal vermutet wurde, so Budanov jun., nix mit dem Denkmal zu tun haben. Fragt sich nur, warum Zhirinovskij so schnell dort war und Blumen niederlegte.
Das Denkmal steht übrigens im Hof der Straße Komsomol’skij Prospekt 38. Es ist aus schwarzem Stein. Außerdem wurde eine Gedenkplatte mit folgender Aufschrift angebracht:
Здесь был предательски убит гвардии полковник Юрий Буданов, отдавший Жизнь – Родине, Честь – никому. Мемориальный камень установлен за счет средств тех, кто чтит и помнит.
An dieser Stelle wurde der Oberst Jurij Budanov, der sein Leben der Heimat und seine Ehre keinem geschenkt hatte, umgebracht. Der Gedenkstein ist mit den Mitteln jener errichtet worden, die weiterhin [Budanov] ehren und sich [an ihn] erinnern.
Der Gedenkort wurde für zahlreiche Nationalist_innen schnell zum neuen Pilgerort. Umso erstaunlicher ist es, daß die städtischen Behörden behaupten, sie wüßten nix von der widerrechtlichen Aufstellung des Denkmals.
Der geehrte Jurij Budanov war Oberst der russischen Armee im Südkaukasus. Er war für zahlreiche Kriegsverbrechen im Krieg in Chechenien verantwortlich. Für die Vergewaltigung und den Mord an dem jungen chechenischen Mädchen El’sa Kungaeva wurde er im März 2000 verhaftet und im April 2003 zu zehn Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Stanislav Markelov vertrat während des Prozesses die Interessen der Hinterbliebenen von Kungaeva. Er führte eigenen Ermittlungen im Fall durch und erreichte so die Verurteilung von Budanov. Am 15. Januar 2009 wurde Budanov vorzeitig aus der Haft entlassen. In seiner letzten Pressekonferenz am 19. Januar 2009 kündigte Markelov an, daß er gegen die unter Vortäuschung falscher Tatsachen erschlichene Freilassung von Budanov vorgehen wollte.
Die Ehrung für einen verurteilten Vergewaltiger und Mörder durch russische Nationalist_innen verhöhnt nicht nur die zahlreichen Opfer und ihre Hinterbliebenen, sondern beweist, daß russische Kriegsverbrecher_innen in weiten Teilen der Gesellschaft immer noch als Held_innen betrachtet werden. Jede Kritik an ihnen soll „russophob“ sein und muß mit allen Mitteln bekämpft werden. So feierten nach der Ermordung von Markelov und Baburova einige nationalistische Bürger_innen am Tatort den Tod der beiden vermeintlich „russophoben“ Menschen mit Sekt und Kaviar. Widerwärtiger geht es kaum.