DPNI

Die Organisation Dvizhenie Protiv Nelegal’noj Immigrazii (Bewegung gegen nicht-legale Immigration, DPNI) dominierte in den vergangenen Jahren die nationale Bewegung in Russland. Außerdem war die DPNI die größte Organisation, die von vermeintlich harmlosen Patriot_innen, über kommunistische Nationalist_innen bis zu militanten Nazis das gesamte Spektrum integrieren konnte. Die Spaltung im Jahr 2008 und der gestiegene Repressionsdruck durch die staatlichen Behörden schwächte die Organisation. Dennoch sind ehemalige DPNI-Aktivist_innen und ihre Führer_innen aktiv und einflußreich.

Die DPNI formierte sich im Jahr 2002. Als ihre Führer_innen traten bis zur Spaltung im Mai 2008 die beiden Brüder Aleksandr Belov (Potkin) und Vladimir Basmanov (Potkin) auf. Beide engagierten sich schon vor der Gründung der DPNI in nationalistischen Zusammenhängen. So waren sie seit Anfang der 90er Jahre gemeinsam beim Nazional’no-patrioticheskij Front Pamjat’ (NPF Pamjat‘) aktiv. Die DPNI war eine der ersten nationalistischen Organisationen, die sich netzwerkartig organisierte und viele regionale Gruppen aus verschiedenen nationalistischen Spektren integrieren konnte. Eine formelle Mitgliedschaft gab und gibt es bis heute nicht.

Konzentrierte sich die DPNI in den ersten Jahren auf xenophobe Kampagnen und die propagandistische Unterstützung fremdenfeindlicher Pogrome, ohne sich allerdings offen zu beteiligen, wrurde die Zurückhaltung relativ schnell aufgegeben. So verkündete die Spitze der Organisation am 20. April 2005, daß unter dem Dach der DPNI einzelne „mobile Kampfgruppen“ gebildet wurden. In derselben Erklärung bot die DPNI den Sicherheitsorganen die Unterstützung und Zusammenarbeit gegen vermeintlich illegale Migrant_innen an. Was aus dieser freundschaftlichen „Bündnisanfrage“ geworden ist, bleibt unklar. Wobei die Äußerungen hochrangiger Beamt_innen zumindest auf eine inhaltliche Symphatie mit den Nationalist_innen hinweisen.

Bis zur Spaltung war die DPNI in mindestens 40 Regionen Russlands mit eigenen Ortsgruppen aktiv. Die Organisation arbeitete aber auch immer wieder mit anderen antionalistischen Parteien und Gruppen zusammen. Die drei wichtigsten Bündnispartner_innen sind die Partei Nazional’no-derzahvnaja Partija Rossii (NDPR), die Organisation Russkoe Obshestvennoe Dvizhenije (ROD) und die militanten Nazi vom Slavjanskij Sojuz. Zumindest sporadisch soll regional aber auch mit der Kommunistischen Partei zusammengearbeitet worden sein.

Die Ideologie der DPNI verknüpft rassistische Xenophobie mit dem grundsätzlich staatsloyalen Diskurs um vermeintlich „illegale“ Einwanderung. Letzteres bezieht vor allem auf die Migration vermeintlich „nicht-slawischer“ Menschen nach Russland oder die eingebildete Diskriminierung vermeintlich slawischer Russ_innen in einigen Regionen der Russischen Föderation. Antisemitische Diskurse waren bis ins Jahr 2006 in der DPNI nur marginal zu finden. Der in anderen nationalistischen Organisationen wichtige positive Bezug auf die russisch-orthodoxe Kirche ist in der DPNI selten zu finden. Das bedeutet aber nicht, daß anti-muslimische Ressentiments nicht gepflegt und offen reproduziert wurden. Das Verhältnis der DPNI zur Gewalt ist ambivalent. Offiziell lehn(t)en die Führer_innen der Organisation Übergriffe und illegale Handlungen zwar ab, dennoch gab und gibt es immer wieder mal mehr mal weniger organisierte xenophobe und rassistische Angriffe sowie Überfälle von DPNI-Aktivist_innen auf Migrant_innen.

Teile der Strukturen der DPNI sind seit dem endgültigen Verbot am 9. August 2009 in der Bewegung Russkie aufgegangen in der neben Aleksandr Belov (Potkin) auch der Nazi Dmitrij Djomushkin vom ebenfalls verbotenen Slavjanskij Sojuz aktiv ist. Der sogenannten „Russische Marsch“ am 4. November 2011 wurde maßgeblich von der neugegründeten Bewegung organisiert und durchgeführt.